Eine kleine Andacht, weil unser Abschlussgottesdienst leider entfällt!
You are my hiding place, You always fill my heart with songs of deliverance.
Whenever I am afraid, I will trust in You. I will trust in You.
Let the weak say „I am strong in the strength of my Lord.“
Du bist mein Zufluchtsort. Ich berge mich in deiner Hand, denn du schützt mich, Herr.
Wann immer mich Angst befällt, traue ich auf dich. Ja, ich trau auf dich,
und ich sage:“ Ich bin stark in der Kraft meines Herrn.“
Liebe Schülerinnen und Schüler, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schulfamilie,
als wir allen am Ende des Anfangsgottesdienstes ein schönes, gesegnetes… Schuljahr gewünscht haben, hatten wir ja keine Ahnung, wie anders, ungewöhnlich und ja auch aufregend dieses verlaufen würde. Und auch nicht, dass es keinen Abschlussgottesdienst geben wird.
Doch genau das ist jetzt eingetreten: Keine Lobpreislieder von der Schulband, keine tollen Schülergedanken zu einem spannenden Thema, kein gemeinsames Nachdenken über biblische Texte,… Aber einfach so aufhören, das konnten wir uns auch nicht vorstellen.
Und deswegen gibt es von uns unter dem Motto „Was trägt“ nochmal ein paar Gedanken zum Abschluss eines „schiefen“ Schuljahres:
In den letzten Monaten haben wir versucht, so viel von dem, was uns wichtig ist, trotz allem irgendwie zu leben, notfalls übers Handy und Internet. Und darauf wollen wir am Schuljahresende auf keinen Fall verzichten! Gerade so etwas Existentielles wie dieses Schuljahr muss doch zu einem bewussten Abschluss gebracht werden!
Wir haben euch ein Bild vom schiefen Turm von Pisa mitgeschickt, weil wir finden, dass das gut zu diesem Schuljahr passt. Das ist ja auch ziemlich in Schieflage geraten.
Geplant hatten wir das alles anders: Nach dem Zwischenzeugnis waren viele motiviert, nochmal richtig durchzustarten, es wurde geprobt für das Frühjahrskonzert,…
Die Bauleute in Pisa hatten auch Pläne. Hundert Meter hoch sollte der Turm werden. Aber dann sank damals in Pisa schon nach dem zweiten Stockwerk das Fundament ab! Alles musste gestoppt werden. Lock-Down, nichts geht mehr. Wie die Schulschließung bei uns.
Schulschließung – ein Traum nicht nur für Schülerinnen und Schüler. Aber die „Coronaferien“ waren nicht einfach ein paar geschenkte schulfreie Tage. Es hieß zuhause bleiben und trotzdem arbeiten. Und da gab es Schwierigkeiten zu überwinden: das Schulleben digital organisieren, trotz Ausgangssperre Kontakt zu Freunden und entfernten Verwandten halten,… dazu kamen bei manchen existentielle Sorgen, wenn Eltern plötzlich keine Arbeit mehr hatten, Verwandte zur Gruppe der Risikopatienten gehörten,… und die Unsicherheit: wie lange bleibt das alles so, wie wird es weitergehen… ?
Durch Corona war aber auch mehr Zeit, über die großen Sinnfragen nachzudenken.
Genau betrachtet ist auch unser ganzes Leben irgendwie eine Baustelle: Wir bauen an unserer Persönlichkeit, an unserer Zukunft, an unserer Gemeinschaft und Gesellschaft und als Christen schon heute und jetzt am Reich Gottes.
Aber plötzlich geriet das Fundament ins Wanken. Vieles, was für uns bisher selbstverständlich war, ist einfach weggebrochen. Der Boden, der uns so sicher, so felsenfest erschien, geriet ins Rutschen.
Wir haben gemerkt, was nicht trägt, worauf kein Verlass ist, auch menschlich…, aber wir haben auch erlebt, wie oft unerwartet neue Kräfte freigesetzt wurden, wie Hilfe von Seiten kam, von denen man es gar nicht gedacht hätte.
Das Schuljahr 19/20 lässt sich nicht rückgängig machen. Wem das Fundament jetzt erst mal weggebrochen ist, der braucht Zeit, neu zu planen, neu zu bauen.
Der schiefe Turm steht aber nicht nur für Schwierigkeiten, die uns immer wieder begegnen können, sondern auch für Hoffnung: Jesus will, dass unser Leben gelingt, nicht, dass es perfekt ist, aber dass die Richtung stimmt – nach oben – und das heißt für mich nicht „Erfolg“, sondern Richtung Himmel.
Der Turm in Pisa wurde am Ende doch fertig. Die haben geschafft, das Beste daraus zu machen. Bis heute sieht man, dass da eine Krise war – und es kann sein, dass man so einen Knick bei uns allen merkt.
Aber die Kunst war, trotzdem weiterzumachen, und nicht aufzugeben. So entstand in Pisa am Ende etwas Besonderes. Auch wir haben in den letzten Wochen erlebt, dass in jeder Krise auch Chancen stecken, z.B. sich mit Dingen zu beschäftigen, für die plötzlich Zeit ist, weil man nicht einen Termin nach dem anderen hatte…
Der schiefe Turm von Pisa ist wirklich kein Turm wie alle anderen – aber er steht und überdauert die Jahre, wurde ein ganz besonderes Wahrzeichen der Stadt…
Und so kann es auch auf unserer Lebensbaustelle sein – wenn wir ein Fundament haben aus Worten und Werten des Glaubens und eine Vision, dass unser Leben gelingt, aufrecht, aufgerichtet. Mit Gottes Hilfe.
Er gibt uns Halt und das Vertrauen, dass es trotz allem weitergeht mit unserem Leben, bei ihm sind wir geborgen, er lässt uns niemals fallen.
Bleibt in den Sommerferien gesegnet und behütet!
Eure Fachschaft Religionslehre